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Der Tag nach der Wahl

Was gestern in meinen Überlegungen keinen Platz hatte, wird heute zu einer mächtigen Frage: Was machen wir mit dem Osten?* Welche Initiativen könnten vielen Menschen dort eine Perspektive geben?
Und warum wählen auch im Westen so viele junge Leute die blaue Partei?

*Ich meine die Frage nicht besserwisserisch. Sie ist vielleicht nicht geschickt formuliert, aber ich bin sehr verzweifelt, gerade weil ich pers. Beziehungen dort habe.
Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (1 Woche her)
Sehr schwer zu beantworten. Ich sehe, dass es gut läuft, wo Angebote zur gesellschaftlichen Teilhabe wahrgenommen werden: Kultur, Vereine (die sich zivilgesellschaftlich einbringen), Mobilität. Das sollte aber kein spezifisch ostdeutsches Phänomen sein. Möglicherweise ist der Mangel daran im Osten weiter verbreitet als im Westen.

Bildung spielt auch eine Rolle. Es gibt entsprechenden Unterricht aber kaum Möglichkeiten, sich in Demokratie auszuprobieren.
Ich weiß, viele im Westen können es nicht mehr hören, aber es wurden viele Fehler bei der Wiedervereinigung gemacht, die bis heute nachwirken. Die AfD nutzt das, schlägt stark in die Oststolzkerbe und fängt das auf.
Dazu kommt, dass die Baseballschlägerjahre nie aufgearbeitet worden sind und die Kinder der damaligen Faschos sind jetzt nach und nach im wahlfähigen Alter und wählen halt genauso rechts wie ihre Eltern.
Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (1 Woche her)
Ich weiß das, leider. Habe schon in den 90ern als Studentin die Gefahr gesehen. Ich bin mit der DDR wegen der Verwandtschaft aufgewachsen. Mich erschüttert, wie sehr die ostdt. Bundesländer von vielen hier im W abgeschrieben werden. Ich kenne Leute, die weigern sich seit Jahrzehnten, überhaupt mal dorthin zu fahren.
Vorsicht! In weiten Teilen der Republik West liegt die AfD bei um die 20%. Jeder 5. Westdeutsche wählt demnach AfD.
Das weiß ich. Helfen würde es, die Probleme einfach einmal wirklich zu benennen und die Ursachen zu analysieren. Die sind im O. zum Teil andere als im W.
Es gibt typische ostdeutsche Probleme, allerdings sind diese nicht so groß, dass es diese Diskrepanz erklärt.
Wenn Du in den Osten schaust, siehst Du die Zukunft West.
Du hast aber Recht: die Probleme müssen benannt werden und konstruktiv in der Mitte gelöst werden ohne „Schaum vor dem Mund“ und es braucht Zuversicht in die Zukunft.
Oder diese scheinheilige Diskussion, dass man sich Wahleinmischung von außerhalb des Landes verbittet. Wer bitte hat im Osten vor der "Wiedervereinigung" massiv Wahlkampf gemacht? Das waren Politiker aus einem anderen Staat. Schon vergessen? Was man selber nicht besser gemacht hat, sollte man an anderen nicht so vehement kritisieren.
Entschuldige, ich bin keine Außenstehende, du musst mich nicht so anblöken. Die Frage soll meine tiefe Verzweiflung ausdrücken.
Nur meine private Sicht, aber m.E. nehmen soziale Probleme einen starken Einfluss, wo die AFD Rethorik verfängt. Man könnte (politische, kulturelle) Formate zum sozialen Zusammenhalt intensivieren, die Gesundheitsversorgung verbessern (u.a. mehr Hausärzt:innen, Pflegepersonal, Fachärzt:innen, Gesundheitsförder:innen), die Wohnsituation sichern, und all die Menschen und Organisationen stärken, die sich im Osten gegen die AFD engagieren. Es muss besser gelingen, mit den Menschen, die AFD wählen, sachlich ins Gespräch zu kommen; die Bildung von Echokammern stören. Ein Blick auf die Landkreise wäre sicher lohnend.
Ja, in diese Richtung denke ich auch sehr intensiv.
Wir müssen dahingehen. Strukturen etablieren, Demografie ändern und dem dominanten Narrativ vor Ort entgegenwirken. Eine Alternative zur Alternative für Deutsche bieten.
@friedi was machen wir mit dem Osten: Als erstes mehr Demut des Westens. Schaut euch mal die absoluten Zahlen an, die AFD ist nicht nur im Osten stark. Man sieht es in den Wahlkreisübersichten mit den Farben nur nicht so stark. Die Hälfte der #noAfD Stimmen kamen aus dem Westen. Es ist also ein gesamtdeutsches Thema.
Natürlich ist es das. Aber mich macht zunehmend das Etikett Osten = N* fassungslos. Ich kenne so viele, die sich überhaupt nicht für die Situation interessieren. Und das seit Jahrzehnten. Ich habe schon in den 90ern gewarnt, dass die Vorgänge während der Wiedervereinigung problematisch sind, aber damals wollte man das nicht hören. Und danach weiter diese Ungleichheit z.B. bei Löhnen.
Es geht, eventuell, weniger um eine Verortung als vielmehr um den Mangel an Perspektiven.
Es wird nicht erforscht, warum Menschen was wählen. Zusätzlich sehe ich in den etablierten Parteien keinerlei Inhalt, der die aktuelle Realität wiederspiegelt (Klima, Krieg, Bildung, Diplomatie, ...).
Einige Parteien spielen das aktuelle Werbungsspiel auch deutlich besser als andere.
Ich meide absichtlich, bestimmte Parteien zu erwähnen, die Wahl ist frei.
Ich glaube, das es sich nicht an einem Punkt festmachen laesst, das ist zu einfach gedacht.

Ich bin immer mal wieder verwundert, dass es kaum ernsthafte Studien zu gegeben scheint, die sich damit auseinandergesetzt haben.

Ab und an mal ein Zeitungsartikel, der even gerade einen oder zwei Punkte ansprechen.

Ich range mal mit einfachen statistischen Merkmalen an: Der Osten ist weniger urban. Nach Berlin gibt es keine Millionenstaedte.

Dresden, Leipzig haben je mehr als ..
Die wichtigste Initiave wäre eine gerechte Lastenverteilung. Dabei haben sich die Reichen und Überreichen immer fein raus gehalten. Stattdessen wurden sie von genau denen, die jetzt die Wahl gewonnen haben, immer noch fetter gefüttert. Alle Laste werden von den kleinen Leuten getragen und gerade die leiden unter der ständigen Kaputt-Sparpolitik. Da verfangen libertäre Sündenbockerzählungen leicht. Die Migranten, die Armen seien schuld. Wer entfacht den Neid? @Spreepunk
Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (7 Tage her)
Mit Menschen gesprochen die nach der Wende geboren wurden und die sehen die Nachwirkungen der Wende nicht. Einige aus einem Pflegedienst haben offen zugegeben AfD gewählt zu haben. Gründe das CDU eh nur das Land plündert, die SPD Erfüllungsgehilfe der CDU ist, Grüne zwar eine Alternative wäre, doch alles nicht sozial gerecht abwickeln wird. Und beim Thema Migration ist Sachsen mit den wenigsten neuen. Wir im Pflegedienst haben aus aller Welt Pfleger. Ganz seltsam alles.
Interessante, wenn auch ernüchternde Einblicke.
Sehr ernüchternd und widersprüchlich. Zumindest ich wüsste nicht wo man einhaken sollte. Finanzielle Lasten gerechter verteilen? Verbraucherpreise runter? Energiepreise runter? Viele hatten Nebenkosten von rund 500,- Euro Nachzahlung. Einige sogar über 1.000,- EUR. Das treibt die Menschen in die Verzweiflung. Parteien der Mitte bieten keine Lösungen, also AfD. Die hat im Grunde auch keine Lösungen, doch wird das nicht so propagiert. Bildung und Kultur ist da. Woran liegt's?