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Ein bisschen sitzt mir das #Quadrell noch in den Knochen, das ich gestern nachgeschaut habe. Manchmal muss man bei zu viel Dummheit so sehr den Kopf schütteln, dass man kurzfristig ein Schleudertrauma beibehält.

Das fängt schon bei der Senderauswahl an. RTL, Stern, n-tv - ja. Das sind definitiv die seriösen Qualitätsmedien, denen ich kritische politische Arbeit zutraue. Das lässt sich direkt weiter auf die Moderator*innen übertragen, die aber immerhin noch einen besseren Job erledigt haben als Sandra Maischberger und Maybrit Illner. Die Latte hing tief. Was aber Quizonkel Günther Jauch da soll, der eine ganze Generation mit einer langweiligen Quizsendung eingeschläfert hat, sonst aber vor allem durch Halbwissen glänzt, ist mir ein Rätsel.

Und dann die Fragen. Ob Robert Habeck sich mehr ärgere, den Begriff Insolvenz vor laufender Kamera nicht richtig erklären zu können, oder dass Friedriech Merz ihn einen "Wuschelbär" genannt habe.

In anderen Worten: Deutschland hat eine Lack-Knappheit.
Ohnehin wird es zotig, wenn das Privatfernsehen versucht, Wahlkampf zur Spielshow zu machen. Natürlich musste man eine der Fragen plötzlich im "Wer Wird Millionär"-Stil verkaufen. Dass die zugehörige Frage nicht sonderlich originell war lässt vermuten, wie der Entstehungsprozess des Sendekonzepts war. Irgendein drittklassiger Praktikant (vermutlich ein Senderchef) kam auf die Idee, man könnte ja noch eine WWM-Banderole einspielen. Inhalt? Egal. Irgendeine Schätzfrage. Was mit Zahlen. Interessiert eh keinen.

Witzig fand ich auch, als es um die potentielle stärkere Belastung von Spitzenverdienern ging. Da kam von Günther Jauch direkt die Frage, ab wann man denn "reich" sei. Grad, dass nicht der erschrockene Griff zum Geldbeutel kam, da hat wohl jemand Angst um sein Vermögen.
Dann diese ganze dämliche Posse rund um den Bierdeckel von Friedrich Merz. Auch das ein Indiz dafür, dass Günther Jauch vielleicht bei seiner Quizsendung bleiben sollte. Erst wird Ewigkeiten Sendezeit darauf verwendet zu betonen, dass dieser Bierdeckel so wichtig sei, dass man ihn nicht einmal mit Händen berühren dürfe. Nur, dass Günther Jauch ihn anschließend auf den Boden wirft.

Hat natürlich alles nicht viel mit Inhalt zu tun, eine Vereinfachung des Steuersystems dürfte für die kommende Legislatur kaum ins Haus stehen. Schließlich sind Regierungen, das zeigt die Vergangenheit, gar nicht in der Lage, mehrere Themenfelder parallel zu bearbeiten.
Mein Fazit aus einem "Duell", einem "Quadrell" und einer "Wahlarena" ist jedenfalls, dass wir in Deutschland ein ganz gewaltiges Medienproblem haben.

All die bekannten Gesichter, die sonst Woche für Woche Politik kommentieren und sich mit Politiker*innen auseinandersetzen sind nicht in der Lage, sinnvolle Fragen zu stellen, ausgewogen Themenbereiche abzudecken oder zu erkennen, welche Probleme für die Menschen im Land relevant sind.

Die Sender selbst sind nicht in der Lage, direkt auf fehlerhafte Aussagen oder Lügen zu reagieren und liefern so unwidersprochen eine Plattform für politische Botschaften, deren Korrektur anschließend ungehört verhallt.

Diese ganze Branche scheitert darin, sich selbst kritisch zu hinterfragen und internes Qualitätsmanagement zu betreiben. Und trägt damit maßgeblich zu den Problemen der Gesellschaft bei.

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