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#VDMT Tagung in #Radebeul: nach dem geselligen Abend gestern geht es heute in die Vollen. Begrüßung durch den Bürgermeister von Radebeul, der die Eisenbahn- und Verkehrsgeschichte Sachsens kurz zusammenfasst, insbesondere wie schnell Sachsen die Eisenbahn gebaut und in Betrieb genommen haben. Drei Jahre nach Planung hat Radebeul bereits einen funktionierenden Eisenbahnanschluss bekommen... #museum #museumsbahn #vdmt2025
Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (2 Wochen her)
Bereichtet ihr die ganze Tagung? Ich vermisse Tweets von Museumstagungen.
So der Plan, ich trööte hier kurz zu den Vorträgen.
Die Gastgeber stellen sich vor, dieses Jahr die Sächsische Dampfbahn Gesellschaft, die Traditionsbahn Radebeul und das Verkehrsmuseum Dresden. Die SDG betreibt die sächsischen Schmalspurbahnen und hat eine eigene Werkstatt, die sich um die Dampfbahnwartung kümmert.
Alle drei Gastgeber sind erst vor Kurzem VDMT Mitglieder geworden und haben gleich eine große Tagung übernommen. Schon mal vielen Dank an alle OrganisatorInenn!
Erster Vortrag dann von uns, ich erzähle was zu Digitalisierung und was muss man vor der eigentlichen Technik machen soll: Use Cases definieren, User Journeys durchspielen, ...
Heino Wolf vom SVT Görlitz (und VDMT Pressesprecher) berichtet über die Notwendigkeit zur Baumbeschau und zur Streckenfreischneidung, was für den sicheren Bahnbetrieb notwendig ist. Neben der allgemeinen Verkehrsicherungspflich aus dem BGB sind auch andere Gesetze bei der Eisenbahn relevant. Das Budeswaldgesetz nimmt Schienenwege ausdrücklich aus, aber die Naturschutzgesetze sind durchaus relevant und machen die Verkehrssicherungspflicht manchmal komplexer.
In der Zusammenfassung weist Heino noch mal darauf hin, dass das wichtigste bei allen Maßnahmen die Kommunikation mit allen Beteiligten ist, und bloß weil man glaubt, das alle das gleiche Verstanden haben, bedeutet das nicht unbedingt, dass das auch wirklich so ist... Und zeigt noch Unfallstatistiken: die größte Unfallursache bei der Waldarbeit ist heute Stolpern und Stürzen, auch bei Sägearbeiten. Häufig wird auch der Sicherheitsabstand bei Baumfällarbeiten unterschritten. Insbesondere bei Museumsbahnen, wo viele ehrenamtlich tätig sind, müssen alle Sicherheitsmaßnahmen ernst genommen werden.
Nach einer kurzen Kaffeepause geht es jetzt weiter mit Claudia Frank vom Schadensmanagement der DB Regio zu Erfahrungen mit Schadenersatzansprüchen nach Unfällen.
Eine der Herausforderungen nach Unfällen mit Museumsbahnen ist häufig, dass die Sachbearbeiter der Versicherungen üblicherweise noch nichts mit solchen Unfällen zu tun hatten und daher keine Sachkenntnis vorhanden ist. Daher landen solche Fälle manchmal auch ganz unten in der Prioliste und brauchen lange bis zum Abschluss. Auch werden häufiger externe Sachverständige benötigt. Wichtig ist eine klare Darstellung des Unfallhergangs und der Unfallursache.
Nach der Mittagspause geht es weiter mit Mirko Froß zu den Erfahrungen mit #Kunstoffschwellen bei der SDG. Neue #Holzschwellen sind seit 2005 nicht mehr gut verwendbar, da die Konservierung nicht mehr mit den alten Materialien erfolgen darf (und nicht mehr so wirkungsvoll ist) und Holzschwellen auch sehr lange liegen müssen. Die Schwellen sind teilweise nach 10 Jahren zerfallen. Anforderungen sind einzelne Austauschbarkeit, aber auch Aussehen wie Holzschwellen, da die Strecken teilweise unter Denkmalschutz stehen. Zusammen mit der HTW Dresden wurden Studien zu Kunststoffschwellen durchgeführt.Zusätzlich zu den normalen Anforderungen müssen die Schwellen auch die Entfeuern einer Dampflok durch den geöffneten Aschkasten erlauben, was ebenfalls getestet wurde. bis 2021 wurden fast 9000 Stück Relumat Schwellen verbaut, allerding ist die Firma 2019 insolvent geworden, daher musste das Nachfolgeprodukt einer schwedischen Firma zugelassen werden.
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Dieser Hersteller hat dann 2023 die Schwellen zugelassen und die SDG hat eine Einzelzulassung dafür bekommen. Bisher wurden 2000 Stück dieses neuen Produkts verbaut. Erfahrungen sind gut, und in den nächsten Jahren werden weitere defekte Holzschwellen durch die Kunsstoffschwellen ersetzt. Die Verarbeitung ist ähnlich wie Holz, allerdings sind teilweise spezielle Schrauben notwendig, ebenso müssen die Schrauben mit bestimmten Drehmoment angezogen werden. Der höhere Ausdehnungskoeffizient des Kunststoffs führt zu einer Spurdifferenz von 1,5mm (bei 750mm Spurweite) zwischen -10 und +50°C, was für die Schmalspurbahnen akzeptabel ist.
Die Kunstsoffschwellen werden aus Recycling-Plastik hergestellt, und sie können wohl auch selber wieder recyclet werden.
Jetzt ein stärkerer Themenwechsel, es geht weiter mit Lebensmittelsicherheit, vorgestellt von Susanne Schröder von der DB Fernverkehr AG. Viele Museumsbahnen verkaufen Lebensmittel in Speisewägen, an Bahnhöfen und Veranstaltungen. Für Unternehmen gelten Hygieneverordnungen, Lebensmittelinformationsverordnung, ... Die Definition "Lebensmittelunternehmer" im Lebensmittelgesetzt ist interpretierbar. Aber die Grundanforderung für alle: es dürfen keine gefährliche Lebensmittel in Verkehr gebracht werden. Hygiene und richtige Lebensmittellagerung sind daher essentiell. Leitlinien geben für Vereine lesbare Handlungsanweisen, wie z. B. "Feste sicher feiern" der BAG.-HW.
Grundsätzlich hilfreich: Plan machen, was man verkaufen will, Plan machen, was man an Ausstattung hat (Kühlung, Spülmaschine, Lagerplätze ...), schauen ob das zusammen passt. Bestimmte #Lebensmittel sind gut geeignet (konserviert, komplett durcherhitztes), einige sind gar nicht geeignet (Rohes, wie z.B. Hackfleisch, Mettbrötchen, ...) . Die Kühlkette ist immer einzuhalten, wenn etwas aus der Kühlung genommen wird, nicht wieder zurück und innerhalb von 5-6h verkaufen/aufbrauchen. Warmhalten bei 65°C (von Würstchen, Eintöpfen etc.) max. 3 Stunden. Beim Grillen ist Durcherhitzen wichtig, rohe und gegrillte Ware müssen mit verschiedenen Zangen und Geschirr behandelt werden. Torten etc. haben meistens Sahne drin, müssen daher gekühlt werden. Trockene Kuchen sind hier einfacher. Wichitg ist auch die Dokumentation, eine (dokumentierte) Helferschulung ist sinnvoll, Wareneingänge und Kühlschranktemperaturen sollten dokumentiert werden.
Einweghandschuhe sind nicht unbedingt die magische Lösung, um Dinge anzufassen. Wenn man mit dreckigen Händen die Handschuhe anzieht oder danach irgendwas anderes anfasst, sind die Handschuhe danach auch dreckig. Sicherer sind hier Zangen, Tortenheber und andere reinigbare Helfer.
Ein "Frikadellendiplom" (IfSG Belehrung) ist bei unregelmäßigen ehrenamtlichen Tätigkeiten nicht nötig, aber Helfer müssen durch den Veranstalter eingewiesen werden. Aber: Wenn regelmäßig mit Lebensmitteln umgegangen wird, ist eine Belehrung vom Amt nötig.
Allergiekennzeichnungen werden bei Ehrenamtlichen Veranstaltungen nicht durchgesetzt, aber eine Kennzeichnung ist hilfreich für Allergiker - allerdings sollte ein Statement hinzugefügt werden, dass diese Info unverbindlich ist und Haftung nicht gewährleistet werden kann (die Info für den Allergiker ist also ein "geht nicht", kein "geht").
Nach einer kurzen Kaffeepause geht es mit Roland Molz weiter, der noch mal das VDMT Dokumentenarchiv vorstellt und den derzeitigen Stand zeigt. Das Archiv ist seit einiger Zeit zugänglich und unter https://opac.vdmt-archiv.de erreichbar.
Der Katalog des VDMT Archivs basiert auf #koha @KohaILS, es werden derzeit noch die Daten aufgebaut, UnterstützerInnen bei den Vereinen gesucht! Ziel ist es, hier einen Katalog für verschiedene Archive zu erstellen, auch die Daten in lokalen Museumsbahnarchiven sollen eingepflegt werden. #hilfegesucht #bibliothek #archiv
Maik Drechsel von Steam Technologies referiert über Kosten- und Energie-Effizienz im Dampflokbetrieb. Kohle wird immer teurer, angesichts der Klimakatastrophe sind fossile Brennstoffe auch langfristig nicht der beste Weg.
Der betriebliche Wirkungsgrad einer Dampflok ist etwa 2-5% (was aber durch die hohe Effizienz des Rad-Schiene-Systems nicht ganz so desaströs ist wie es sich anhört). Hier gibt es einiges Verbesserungspotential durch Verminderung von Energieverlusten - auch zum Beispiel durch bessere Einsatzplanung, Anheizen mit Holz oder elektrischer Vorheizung (wenn man über Solarstrom verfügt).
Holzpelletfeuerung ist eine Alternative, die nicht nur billiger ist (mit industriellen Holzpellets kostet die MWh halb so viel wie bei Kohlefeuerung) - unter anderem auch weil der Kesselwirkungsgrad bei Holzfeuerung etwa 10% höher ist. Allerdings ist etwa 1/3 mehr verheizt werden und die Reichweite der Lok geht damit auf 2/3 zurück und der Heizer muss mehr schaufeln... Die Feuerwartung und die Reinigung nach Abstellung werden aber deutlich weniger.
Falsche Einstellungen der Dampfmaschine sind nicht nur schlecht für die Lokomotive sondern führen auch zu Ineffizienz. Die Einstellung sollte nicht per Gehör sondern über ein Inidziergerät gemacht werden.
Wärmeisolierung ist ein großer Punkt. Hier ist sogar die Kesselfarbe wichtig, ein schwarzer Kessel Größe BR64 verliert etwa 170kW, silbern angestrichen nur 125kW. Mit einer guten Isolierung lässt sich der Wärmeverlust auf unter 10kW bringen. Die Isolierung sorgt auch für langsames Abkühlen nach Betriebsende, was Materialschonend ist.
Voll spannend, das alles!
Letzter Vortrag des Tages ist Volker Wente mit Neuigkeiten des #VDMT und aus der rechtlichen Welt. Er startet mit einem Hinweis, dass die #Ausbildungspläne kurz vor dem Gelbdruck stehen und alle noch ihre Kommentare dazu einreichen sollen.
Derzeit gibt es ein Verfahren zwischen DB Netz und verschiedenen EVU zur Nachforderung von Trassenpreisen. Es gibt einige Gerichtsurteile die DB Netz dies zugestehen, ob davon Museumsbahnen auch betroffen sind.
Weiter in Klärung ist ob Austausch von Anschlußweichen Instandhaltung oder Erneuerung ist, derzeit geht die Tendenz in der Rechtsinterpretation zur Erneuerung. Problem ist hier die Kostenteilung, bei Instandhaltung ist die anschlussgewährende Eisenbahn alleiniger Kostenträger, bei Erneuerung Teilen sich die Kosten 50:50.
Die Corona-Hilfen sind immer noch ein Thema, eine Museumsbahn wurde aufgefordert, die Hilfen zurück zu zahlen, da sie keine bezahlten Mitarbeiter habe. In den Vollzugshinweisen gibt es aber eine Unterscheidung, dass Sozialunternehmen gerade keine bezahlten Mitarbeiter brauchen... Eine gerichtliche Klärung steht noch aus.
Volker formuliert sehr schön das Problem bei Anforderungen der Eisenbahnaufsicht: Die Verwaltungswirklichkeit und die Eisenbahnwirklichkeit sind immer weiter getrennt, weswegen in verschiedenen Fragen der Eisenbahn-Aufsicht es zu (politischen) Entscheidungen kommen kann, die entgegen dem Verwaltungsverfahrensrecht und dem Verhältnismäßigkeitsprinzip sind... Als Beisliel erwähnt er den Referentenentwurf Verwaltungsvorschrift EidechsenschutzSchieneVwW, die angeblich zur Verwaltungsvereinfachung dienen soll. Er betont, dass Verwaltungsvereinfachung nicht bedeutet, es der Verwaltung einfacher zu machen, sondern das Leben der Verwalteten einfacher machen soll...
Die VDV753 (Eisenbahnfahrzeug-Führerschein-Richtlinie) wird weiterentwickelt, Wünsche können über den VDMT eingereicht werden.
Zum Abschluss ein Aufruf sich bei der VDMT Arbeit zu beteiligen und beim Tag der Schiene am 19.-21. September zu beteiligen. #tagderschiene
Die Herbst-Tagung bleibt in Sachsen, sie findet im #Eisenbahnmuseum in #Leipzig statt, am anderen Ende der ersten Fernstrecke Leipzig-Dresden. Der Verein Bayrischer Bahnhof in Leipzig-Plagwitz organisiert die Tagung.
Und damit gehen wir zum gemütlichen Abend über. Morgen wird es für euch dann wieder spannender, dann kommen Bilder von der Traditionsbahn Radebeul (wenn die Kamera mitspielt)
Danke, das nehmen wir mal mit für die #Rädli. Das eröffnet Möglichkeiten. 😊
am besten aber mit dem Gesundheitsamt reden. In der anschließenden Diskussion kam ein Beispiel, wo es ein lokales Gesundheitsamt anders ausgelegt hat. Hier scheinen Interpretationsspielräume zu sein, daher lieber vorher abklären.
Warum kann denn für die Schwellen nicht Beton verwendet werden, wie für die "normalen" Bahngeleise auch? Die könnten doch in Holzoptik gegossen werden ...
Die Optik ist definitiv anders, und es gibt derzeit für 750mm wohl keinen Hersteller für Betonschwellen (760mm gibt es in Österreich...). Kostenmäßig sind Kunstoffschwellen wohl auch besser.